ZWEITER PLATZ // WHAT GRAPHIC DESIGNERS DO
SEBASTIAN KLEBE // FACHHOCHSCHULE DORTMUND // GRAFIK DESIGN //
8. SEMESTER
Jeden Tag beurteilen Designer formale Elemente nach ihrer inhaltlichen Qualität.
Sie fragen sich, ob ihre Verwendung für die entsprechenden Aufgaben sinnvoll ist
oder nicht, sie fällen Urteile, prüfen und entwerfen Alternativen. Sie suchen nach
der richtigen Lösung und auf dem Weg dahin treffen sie all ihre Entscheidungen bewusst.
Es wirkt deshalb irritierend, wenn der Botschaft hinter einer gestalterischen Arbeit
weniger Beachtung geschenkt wird. Nicht selten findet man fragwürdige Aussagen im
Gewand von starken Konzepten und erstklassiger ästhetischer Arbeit. Dort werden
offenbar die Kriterien zur Beurteilung der Qualität auf inhaltlicher Ebene mit einem
anderen Maßstab bemessen als die, die dem eigenen Anspruch an die Form gerecht werden
müssen. Es scheint,
als würde Design als etwas Geschlossenes betrachtet, das in sich
höchste Ansprüche erfüllen soll, nach außen jedoch keinerlei Verpflichtungen übernehmen muss.
Doch Design ist niemals isoliert. Es wird veröffentlicht und wahrgenommen, trifft Aussagen,
bildet Stimmungen und Meinungen und nimmt darüber immer Einfluss auf die Welt, in der wir leben.
Es gibt keine Trennung von Design und sozialer Realität. Eine gestalterische Arbeit muss somit
nicht nur vor sich selbst bestehen können, sie muss im gleichen Maße auf ihrem zugewiesenen
Platz im gesellschaftlichen Kontext betrachtet werden. Aus diesem Grund ist es absurd, wenn
sich Designer mit der Botschaft ihrer Arbeit weniger auseinandersetzen, als mit der Art, wie
sie diese übermitteln.
Die Plakat-Serie „What Graphic Designers do“ soll dazu auffordern, sich gewissenhaft mit den
Inhalten von Auftragsarbeiten auseinanderzusetzen. Das Gestaltungskonzept verzichtet dafür
bewusst auf Elemente, die Emotionen transportieren. Die konsequent reduzierten Mittel der
Gestaltung konzentrieren den Blick auf die einzelnen Botschaften. Diese sind den unterschiedlichsten
Bereichen der Medienwelt entnommen und stehen in der Form ihrer Darstellung gleichberechtigt
nebeneinander. Über die Qualität der einzelnen Inhalte entscheidet somit nur die Nachricht selbst.
Im Verlauf der Serie ergibt sich aus den Zitaten eine eigene Aussage, die die Rolle des Designers in
der konsumorientierten Warengesellschaft kritisch hinterfragt. Es wird deutlich, dass man mit jeder
gestalterischen Arbeit die Entscheidung trifft, ob man dokumentiert oder inszeniert, informiert oder
manipuliert, eine Meinung äußert oder schlichtweg lügt.
Der Titel der Arbeit ist dem Design Manifest „First Things First 2000“ entnommen:
»Commercial work has always paid the bills, but many graphic designers have now let it become,
in large measure, what graphic designers do. This, in turn, is how the world perceives design.«